Die Wählergemeinschaft Nienburg macht sich eigenes Bild vom Posthof

Diese wurde der Wählergemeinschaft vom Keller bis zum Dachboden, innen und außen vollständig ermöglicht. Hierbei konnte auch durch eigene Expertise ein sehr umfassendes Bild der Schäden, aber besonders auch die Gründe für deren Entstehung ermittelt werden. "Die Schäden sind schon sehr umfangreich, auch wenn ich persönlich mit noch Schlimmerem gerechnet hätte. Sie können aber - wenn auch mit erheblichem finanziellem Aufwand – behoben werden und das Gebäude definitiv erhalten werden", so der Fraktionsvorsitzende Frank Podehl.

Nach der Besichtigung war sich die Wählergemeinschaft darüber einig, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht und dass umgehend Maßnahmen eingeleitet werden müssen um dieses, für die Nienburger*innen identitätsstiftende Gebäude zu retten.

Dazu würde zum einen das Finden eines Ausweichquartiers für die Bibliothek gehören, welches solange die Unterbringung gewährleisten könnte, bis es zu einer endgültigen Entscheidung des Stadtrates kommt, an welchem Standort eine nachhaltige, zukunftsorientierte und barrierefreie Stadtbibliothek etabliert wird.

Zum anderen muss über die Nachnutzung entschieden werden, um den Posthof dann so sanieren zu können, dass auch hier die Räumlichkeiten der späteren Nutzung entsprechen. Eine Nutzung für Gemeinwesenarbeit könnte ein Baustein sein, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Verschiedenste Vereine und Gruppierungen hätten dann hier einen Ort der Begegnung in der Innenstadt. Da die Gesellschaft immer weiter auseinander driftet, wird "Sozialarbeit" im breiten Sinne über die Zukunft unseres Zusammenlebens entscheiden.

Bibliotheksleiter Herr Busch sieht auch die Stadtbibliothek bei diesem Thema in der Verantwortung um einen dritten Ort zu schaffen, der z.B. Bildungsangebote vorhalten kann, der nicht nur benachteiligten Bevölkerungsgruppen einen Ort bieten kann oder der Hilfestellung zu allen Lebensfragen bieten kann. "Seien es Vorträge zu Erziehungsfragen, politische Diskussionen oder Selbsthilfegruppen, die sich treffen. Vieles ist in einer Bibliothek denkbar", so Busch. Es wird immer wichtiger Sprachkompetenzen zu vermitteln so Busch: "Studien belegen, dass sich Mütter heutzutage immer mehr mit dem Handy beschäftigen und dadurch nicht selten das Sprechen mit ihren Babys oder Kleinkindern zu kurz kommt. Dies wird fatale Folgen für die Kinder haben. Wir als Bibliothek könnten niedrigschwellige Bildungsangebote anbieten, um dem entgegen zu wirken."

Sabine Hartung, Mitglied im Kulturausschuss der Stadt, kritisiert die Verwaltung: "Es ist bedauerlich, dass es hier nicht zu kreativen Lösungen kommt. Mit dem Ratsbeschluss, die Wissensburg nicht umzusetzen, ist die Stadt in der Verpflichtung nun andere Lösungen zu suchen. Wir wünschen uns eine Auslagerung der Bibliothek, um den Posthof zu entkernen und das Gebäude zu sanieren."

Daneben hätte die Politik dann auch Zeit, einen endgültigen Standort für die Bibliothek festzulegen. Wobei dann immer noch nicht das Archiv-Problem gelöst wäre. Frank Podehl, Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss dazu: "Mit den durch das ISEK-Förderprogramm möglichen finanziellen Mitteln (Abbau städtebaulicher Missstände) könnte man sicherlich die unbedingt erforderliche Rundum-Erneuerung des Posthofes auch finanziell stemmen."

« zurück